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Gedanken: Feiere ich Erfolge?

Autorenbild: Simone SchlaackSimone Schlaack

In den letzten beiden Jahren habe ich zwei Ausbildungen parallel zu meinem Vollzeitjob abgeschlossen, habe ein internes, einjähriges Fellowshipprogramm begonnen, bin umgezogen und ins Fernpendlerleben eingestiegen.

Als ich vor kurzem endlich mein Zertifikat zum Abschluss meiner Yogalehrerausbildung in Händen hielt, freute ich mich kurz und legte es dann auf einen Stapel an Papieren, um weiterzuarbeiten. Ein paar Tage später erinnerte ich mich daran und zeigte es einer Freundin. Sie war begeistert: „Super! Und? Hast Du es gefeiert? Das müssen wir doch feiern!“

Und ich stellte erstaunt fest: Nein. Habe ich nicht. Nix feiern. Habe es zur Kenntnis genommen, es abgeheftet und weitergemacht in meinem alltäglichen Trott. Weil es ja so viele wichtige Dinge zu erledigen gibt. Meetings zum Beispiel. Oder Telefonanrufe. Oder Projektpläne und Power Point Folien. Oder Zeug. So ganz allgemeines Zeug.

Wer aber, frage ich mich, bin ich, wenn ich meine Leistungen nicht anerkenne und feiere, sondern sie einfach nur abnicke und weitermache?
Wer bitte soll meine Leistung zur Kenntnis nehmen, wertschätzen, sie einfordern und sie nutzen, wenn ich es selbst nicht tue?

Die richtigen Fragen. Die guten Fragen. Da sind sie wieder. Und ich bemerke, wie ich sofort in eine Verteidigungshaltung gehe. Und dazu mich selbst abwerte. Hätte ich das nicht wirklich mal tun können? Das Feiern? Ist ja wieder mal typisch Ich. Ist sowas überhaupt wert, gefeiert zu werden? Das war doch jetzt wirklich keine großartige Leistung und überhaupt: Andere sind viel besser, leisten mehr und haben es überhaupt viel schwerer im Leben.

Wie wirkt das auf Dich, wenn Du das hier liest? Ich nehme mal an: ermüdend, zermürbend, demotivierend. Und wann genau handelst Du genauso?

Was mir auffällt, was hier mitschwingt: Darf ich das? Lohnt sich das? Bin ich es wert, bzw ist es das wert? Wenn ich das so laut ausspreche hört es sich wirklich albern an. Allerdings: Würde es mich wundern, wenn jemand anders es feiert, sein Ziel erreicht zu haben? Wenn mir jemand anderes so etwas erzählt? Nein, natürlich nicht. Vielleicht würde ich sogar gratulieren und mich mitfreuen.

Das, was immer geht, wenn das demonstrative „Habe ich gut gemacht“ schwerfällt: Kurz innehalten, Pause machen. Sich bei sich selbst bedanken. Sich selbst einmal anerkennend zunicken. Sich sagen: Hast Du gut gemacht. Danke für Deine Leistung und Deine Anstrengung. Ich mag Dich.

Hört sich lustig an? Wirkt aber. Du siehst Dich. Du siehst Deine Leistung. Du bedankst Dich bei Dir selbst für Deinen Einsatz, deine Passion. Du gibst Dir die Erlaubnis, damit zufrieden zu sein. Vielleicht ein bisschen stolz. Vielleicht magst Du dann auch anderen davon erzählen. Und vielleicht gratuliert Dir ja jemand…

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