Es gibt da diese Stimme in mir, die mich immer wieder anfeuert, mir keine Ruhe lässt. Wer meinen letzten Artikel gelesen hat, weiss, dass ich mich mit Fragen rumschlug, warum ich manche Dinge priorisiere und andere nicht, obwohl sie mir wichtig sind.
Ich hatte es mir ja vorgenommen, einen Vertrag mit mir zu machen und auszuarbeiten, wie ich die für mich wichtigen Dinge priorisieren könnte.
Eins noch vorweg, zum besseren Verständnis: In solchen Situationen kann es sinnvoll sein, sich anzuschauen, welche Motivationen einen antreiben. Deswegen spricht man auch von Antreibern. Davon gibt es unterschiedliche. Wer daran interessiert ist, recherchiert mal zu Antreibern. Es gibt freie Tests, die man machen kann, um einen ersten Hinweis zu bekommen und natürlich kann man dann im weiteren Schritt daran arbeiten - wenn man das will und wenn man den Wunsch hat, etwas ändern zu wollen. Und den habe ich. Denn mein Antreiber ist ein sehr dominanter. Schreit mich gerne mal an.
STRENG! DICH! AN! General Feldmarschall. So in dem Ton. Und wer lässt sich schon gerne anschreien?
Das stresst mich unglaublich, denn alles wird in diesem Ton wichtig, alles schein relevant, alles muss SOFORT erledigt werden. Scheitern oder auch nur eine normale Leistung wird mit diesem General auf der Schulter unmöglich. Klar denken ist ebenso schwer und grundsätzlich mit einem schlechten Gewissen verbunden, denn: Wenn ich A tue, kann ich B nicht tun und wenn ich B tue, vernachlässige ich A. Dilemma.
Antreiber gibt es unterschiedliche: zum Beispiel Generäle wie meinen (Mach Schnell! Streng Dich an). Dann die, die gefallen wollen (Mach es allen recht). Und dann auch die, die Angst haben, zu scheitern (Das kann ich nicht).
Geht Dir ähnlich? Kennst Du? Nervt Dich?
Ok, also den Stift gespitzt, denn hier kommen zwei Möglichkeiten mit gedanklichen Generälen, weinerlichen Jammerlappen oder zartbesaiteten Gefallsüchtigen umzugehen: Schreib! Es! Auf!
Ja, auch wenn hier der General am Werk ist: aufschreiben kann helfen.
Variante 1: Mit Leitfragen arbeiten
Wenn Du wie ich konkret etwas hast, an dem Du arbeiten willst, kannst Du direkt eine Leitfrage oder Überzeugung formulieren, Dir dann einen Timer stellen und 5 Minuten all das notieren, was da so rauskommt. Ungefiltert, ungeschönt. Und es sollte mit der Hand sein, das hat nochmal einen anderen Effekt. Danach direkt kurz durchlesen und die Schlüsselworte, die Dir auffallen, markieren. Das Geschrieben solltest Du dabei nicht bewerten oder nach Grammatikfehlern suchen. Das ist bei der Methode nicht wichtig. Meist führen die entdeckten Schlüsselworte dann zu einem neuen Glaubenssatz, Überzeugung, Leitfrage, an der man arbeiten kann.
Variante 2: Frei drauf los schreiben
Das ist eine schöne Methode, wenn man seinen Gedanken auf die Spur kommen will und erinnert an das klassische Tagebuch schreiben. Hier geht es darum, regelmäßig Gedanken zu notieren. Empfehlenswert ist, sich einen Zeitpunkt am Tag zu suchen und das über mehrer Tage durchzuhalten. Viele schreiben direkt nach dem Aufstehen, andere abends beim Zubettgehen. So kann man sich nach jedem Schreiben kurz nochmal hinsetzen und Kernbotschaften markieren - vielleicht gibt das mit der Zeit Aufschluss über widerkehrende Gedanken, Überzeugungen. Und vielleicht kannst Du darauf hin Leitfragen formulieren, mit denen Du wiederum arbeiten kannst. Siehe Variante 1.
Was habe ich herausgefunden? Keine Sofort-Lösung, keine Instant-Erlösung....aber heilsame Sätze, die ich meinem Feldmarschall in Zukunft entgegenhalten kann. Einen Deal mit mir selbst. Eventuell dreht das die Lautstärke etwas leiser:
Ich entscheide, was wichtig ist
Ich muss leisten vs Ich darf leisten
Es ist ok zu fragen
Was sind Deine heilsamen Sätze, um Lautstärke aus Deinen Antreibern zu nehmen?
Comments